Warum wir eine 4-Tage-Woche einführen

Wir werden ab Anfang 2020 bei uns die 4-Tage-Woche einführen. Das heißt 32 Stunden anstelle der bisherigen 40 Stunden bei gleicher Bezahlung. Warum wir das machen und warum wir diese Entwicklung in der Arbeitswelt begrüßen, erfährst du hier: 

Bedeutet das nicht noch mehr Stress? 

Die Arbeit in kürzerer Zeit zu erledigen klingt erstmal nach sehr viel mehr Stress. Aber ist dem wirklich so?

1. Man benötigt immer soviel Zeit wie man einplant
Das ist für mich ein sehr faszinierendes Phänomen, das ich auch selbst schon oft erlebt habe. Es gibt sogar einen Fachausdruck dafür: Parkinsonsche Gesetze. Nehme ich mir 2 Wochen Zeit etwas zu erledigen, ist es meist nach 2 Wochen fertig. Möchte ich das gleiche in 2 Tagen erledigen, klappt es meistens auch. 

2. Zeit verbummeln
Niemand arbeitet 8 Stunden produktiv im Büro. Bei einer Umfrage unter Büroangestellten in U.K. lag der Durchschnitt von echter produktiver Zeit an einem 8-Stunden-Tag sogar bei nur bei 2:53 Stunden! (Quelle: https://www.vouchercloud.com/resources/office-worker-productivity)

3. Raus aus der Komfortzone
Wie viel Zeit verbringst du täglich damit, dich oder andere zu verwalten? Das muss nicht sein. Überdenkt eure Prozesse, automatisiert Abläufe und streicht unnötige Meetings. Microsoft hat bei seinem Test der 4-Tage-Woche u.a. Meetings von 1 Stunde auf maximal 30 Minuten gekürzt und die Teilnehmerzahl auf maximal 5 Leute beschränkt. 

Also, Zeit scheint weniger ein Problem zu sein. Aber wieso arbeiten wir dann an vielen Stellen im 9-to-5-Rhythmus? 

Ein wenig Geschichte 

Die Geschichte des 8 Stunden Arbeitstages geht bis ins 19. Jahrhundert zurück.
Die Forderungen waren damals revolutionär: Acht Stunden arbeiten, acht Stunden schlafen und acht Stunden Freizeit und Erholung. Das Ganze bei vollem Lohnausgleich für alle Arbeiter, ohne Unterschied des Alters und des Geschlechts. 

In den Anfängen der Bewegung war eine Umsetzung unvorstellbar. Noch bevor die Politik Gesetze auf den Weg brachte, begannen einzelne Unternehmen, diese Forderungen umzusetzen.

Zum ersten mal wurde der 8-Stunden-Tag 1856 in Australien eingeführt. Als erstes Unternehmen in Deutschland zog 1884 Degussa nach, bevor 1918 der 8-Stunden-Tag gesetzlich vorgeschrieben wurde. Man darf aber nicht vergessen, dass auch der Samstag als Arbeitstag gilt. Wir sprechen also von einer 48 Stunden Woche. 

Und heute ist es für alle ganz selbstverständlich. Wir sehen heute aber auch wieder Tendenzen zu längeren Arbeitszeiten. Doch ist das nicht ein Schritt in die falsche Richtung? 
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Achtstundentag

Die Chancen der 4-Tage-Woche

Wenn wir unsere Arbeit in weniger Zeit erledigen können, dabei weniger Stress empfinden und sogar noch produktiver werden, warum arbeiten wir dann noch größtenteils nach veralteten Prinzipien?

Einer der Hauptgründe ist meiner Meinung nach schlichtweg fehlende Vorbilder. Noch viel zu wenige Unternehmen zeigen im echten Alltag, welche Vorteile aus einer solchen Arbeitsweise entstehen können. Theorie und Testläufe einiger Firmen reichen dabei bei Weitem nicht aus, um die Bedenken zu zerstreuen.

Die möglichen Vorteile liegen auf der Hand:

1. Mehr Freizeit und die damit einhergehende Gesundheit wirkt sich auch positiv auf die Arbeitsleistung aus. 

2. Die ungleiche Verteilung der unbezahlten Arbeitsstunden wie Kinderbetreuung, Verwandtenpflege und Haushalt, die aktuell größtenteils von Frauen gestemmt wird, kann angeglichen werden.

3. Förderung von Kreativität.

Eine Hoch auf die Kreativität

Leider höre ich im Zusammenhang mit Konzepten wie der 4-Tage-Woche viel zu oft das Wort Produktivität anstelle von Kreativität

Ja, sein Arbeitspensum in der verfügbaren Zeit zu schaffen ist wichtig und wenn man durch mehr Produktivität das Ganze entschleunigen kann, umso besser. 

Aber ein zentrales Thema in vielen Berufen ist mittlerweile die Kreativität. Und dafür reicht es nicht, sich mal 30 Minuten frei zu räumen. Kreativität überkommt einen meist genau dann, wenn man nicht im Büro sitzt, sondern eher sonntags beim Spaziergang oder unter der Dusche. 

Ich habe bei uns schon öfter beobachtet, dass man sich keine Zeit während der Arbeitszeit nimmt, um einfach mal die Gedanken schweifen zu lassen. Der Grund? Ich muss doch meine 8 Stunden voll bekommen. Da kann ich doch keine Löcher in die Luft starren!

Ein System, das aus einer Zeit von Fabriken und Akkordarbeit entstand, passt einfach nicht in unsere aktuelle Arbeitswelt. 

Warum bei julitec? 

Seit wir vor über 2 Jahren mit dem ganzen Unternehmen begonnen haben, komplett ortsunabhängig zu arbeiten, hat sich viel in unserem Team verändert. Wir kommunizieren anders, arbeiten zu anderen Zeiten und fühlen uns dabei deutlich freier. 

Aber es gibt ein Thema, das uns aus dem Büro bis zum heutigen Tag gefolgt ist: Ein Arbeitstag hat 8 Stunden.

Wenn man in einem Büro arbeitet macht es durchaus Sinn seine Zeit dort an einem Stück zu verbringen. Man muss ja schließlich durch den Berufsverkehr und zwischendurch nach Hause fahren ist eine ziemliche Zeitverschwendung. 

Aber genau deshalb arbeitet auch kaum jemand die gesamte Zeit im Büro produktiv. Und das ist auch gut so!  Doch hier kommt die Ortsunabhängigkeit ins Spiel. 

Wenn man im Büro mit der Kollegin in der Kaffeeküche spricht, dann zählt das zur Arbeitszeit. Man ist ja schließlich anwesend. Aber Zuhause arbeiten und mal schnell 20 Minuten die Kinder in den Kindergarten bringen, das muss ich später noch nachholen. 

Und jetzt werden einige sagen: Das liegt ja oft auch an einem selbst. Ja, das mag stimmen, ABER: 

Weil es uns selbst schwer fällt, uns von den klassischen Arbeitszeiten manchmal bewusst zu lösen, ändern wir die Rahmenbedingungen und sind davon überzeugt, dass es uns dabei hilft, ein anderes Mindset zu entwickeln. Oft ist gegen Ende des Arbeitstages die Luft raus, doch die kleine Stimme im Kopf sagt „Jetzt ist noch 1 Arbeitsstunde übrig, komm das erledigst du jetzt noch schnell!“. Doch die Aufgabe kann in solchen Fällen meistens mit frischem Kopf viel schneller und besser gelöst werden. 

Und genau das wollen wir ändern!

Die Rahmenbedingungen 

Wie sieht das Ganze bei uns jetzt im Detail aus: 

1. Alle Mitarbeiter reduzieren ihre feste Arbeitszeit von 40 Stunden auf 32 Stunden. Der Arbeitslohn bleibt dabei gleich, denn es zählen Ergebnisse, keine Zeiten.

2 . Für unsere Kunden muss eine Erreichbarkeit von Mo – Fr zu den Kernarbeitszeiten (9 – 17 Uhr) gewährleistet sein. Denn es ist ja schön und gut, wenn bei uns jemand keine 5 Tage die Woche arbeitet. Viele unserer Kunden werden weiterhin von Montag bis Freitag 9to5 arbeiten und in dieser Zeit auch unsere Dienste in Anspruch nehmen.

3. Wie jeder diese Zeit auf die Woche (Mo – Fr) aufteilt, bleibt dabei jedem selbst überlassen. Einzige Bedingung ist, das die Punkte 1 und 2 eingehalten werden.

Wir werden unsere Erfahrungen in den nächsten Monaten mit euch teilen. Also vergesst nicht uns auf Instagram oder LinkedIn zu folgen, um nichts zu verpassen.