Ist Software nachhaltig?

Das Wort „Nachhaltigkeit“ wird so oft verwendet, dass man fast vergisst, was alles dazu gehört. Wie geht man vor, wenn man die Nachhaltigkeit im Bereich Software verbessern möchte? Wir nehmen euch mit auf einen Exkurs zum Thema „nachhaltige Software“ — Nachforschen erwünscht!

Versuchen wir uns noch einmal an einer ganz groben und kurzen Definition. Bei einem Begriff, der sich in nur wenigen Jahren so stark entwickelt hat, ist es gar nicht selbstverständlich, ein gemeinsames Grundverständnis zu haben.

Wenn man sich die üblichen Quellen (Ecosia, Wiki, Google Books, …) zurate zieht, ist Grundgedanke der Nachhaltigkeit ziemlich umfassend. Wichtig ist, dass nicht nur kurzfristig ein bis drei Generationen von unserem Fortschritt profitieren, sondern auch künftige Generationen das können. Es sollen außerdem nicht nur wenige exklusive Gruppen profitieren, sondern es geht um das Wohl Aller.

Politisch, gesellschaftlich, kulturell. Und auch nicht zulasten unserer Pflanzen- und Tierwelt, oder des Planeten als solchen. Schiebt also den kurzfristigen Profit gedanklich beiseite. „Nach mir die Sintflut“ zu denken, ist einfach zu wenig. Das kann aber kurzfristig heißen, dass man erst mal etwas tiefer in die Tasche greifen muss.

Im Idealfall arbeiten wir sogar daran, mehr Nachhaltigkeit in unser Bewusstsein und in unser Leben zu bringen. Aber wie nun Software zum Nachhaltigkeits-Gedanken passt, ist auf den ersten Blick nicht unbedingt klar.

Tatsächlich kann Software sogar unter verschiedenen Gesichtspunkten nachhaltig werden. Es lohnt sich, nachzuforschen, was man tagtäglich nutzt. Beleuchten wir das Thema Software doch einmal aus unterschiedlichen Richtungen:

1.) Nachhaltige Software – Herstellung

Software wächst bekanntlich nicht auf Bäumen, sie wird programmiert. Von Menschen, mit Hardware, mit Strom, Internet, usw. Da kann man nachbohren:

  • Wurden die Programmierer fair bezahlt, oder wird die Arbeit über Plattformen möglichst billig an Dritte abgegeben, die für eine besonders niedrige Summe arbeiten?
  • Wie sieht die Entwicklungsumgebung aus?
  • Welche Apps wurden verwendet?
  • Wurde der Code von Null an aus dem Boden gestampft (kann natürlich Sinn ergeben), oder wurde er modular aus bestehender OpenSource-Software weiterentwickelt?
  • Welchen Stromanbieter nutzt der Hersteller? Ist meine neue Softwarelösung vielleicht eigentlich ‚sponsored by‘ Atomstrom?
  • Macht der Hersteller diese Informationen überhaupt transparent?

 

 2.) Nachhaltige Software – Nutzung

Ein Paradebeispiel für Nutzung, die alles andere als nachhaltig ist:

Wir haben alle schon mal die ein oder andere App verwendet, die den Akku unsere Geräte in Windeseile leersaugt. Wir denken „huch!“ und ärgern uns, weil wir damit nicht gerechnet haben.

Aber auch hier gibt es noch weitere Facetten;

  • Muss ich zum Beispiel zuerst hardwareseitig unter Geldeinsatz auf die neueste Generation umsteigen, um die Anwendung überhaupt nutzen zu können?
  • Oder werden die Ressourcen so clever eingesetzt, dass ich mit meinem Gerät von gestern auch etwas davon habe?
  • Verbrauche ich mein Datenvolumen, oder gibt es Offline-Features?
  • Gibt es einen abgespeckten (kostenfreien) Zugang, oder kriege ich 95% Software, die ich nicht brauche?
  • Ist das Preis-Leistungs-Verhältnis angemessen?
  • Gibt es guten Support, oder muss ich Probleme alleine lösen?
  • Apropos Support: Betreut mich ein Bot, oder ein Menschen?
  • Werden die Kundenbetreuer fair bezahlt? Werden Sie respektvoll behandelt?

Diese Liste lässt sich fast endlos erweitern, wenn man darüber nachdenkt.

Übrigens ist eine Cloudlösung prinzipiell schon mal eine nachhaltigere Geschichte. Serverräume sind im Unterhalt sehr stromlastig sind und werden oft dauerklimatisiert. Aber ist dieser Strom grün?

3.) Nachhaltige Software – Nutzen

Den meisten Menschen kommt dieser Aspekt als erstes in den Kopf, da der Endnutzer diesen Aspekt am ehesten selbst erfahren kann;

  • hilft mir diese Software beispielsweise, Ressourcen effizienter einzusetzen (Heizung, Strom, usw.)?
  • Kann ich Videokonferenzen nutzen, oder muss ich reisen?
  • Wird durch die Softwarenutzung vielleicht auch ein soziales Projekt, oder der Umwelt- bzw. Tierschutz gefördert?
  • Unterstützt mich die Software darin, nachhaltiger zu leben? Liefert sie Mehrwert durch Wissen?

Wir hoffen, dass euch dieser Artikel zum Nachdenken anregt. In Punkto Nachhaltigkeit können wir in vielen Bereichen unseres Lebens noch etwas verbessern. Die Bambus-Zahnbürste ist auf den ersten Blick vielleicht besser sichtbar, aber sie ist nur eines der zahlreichen Puzzleteile.

Hinterfragt die Dinge, die ihr im Alltag nutzt. Wie so oft, geht es darum, im ersten Schritt die richtigen Fragen zu stellen und unter dem Teppich der Bequemlichkeit ordentlich zu kehren.