Das ideale Arbeitsmodell #2 – Homeoffice

Ein Bürojob ist von gestern und schon gar nichts mehr für dich? Vielleicht wäre Homeoffice eine gute Alternative. Erfahre hier, wieso immer mehr für die Arbeit im Homeoffice spricht. Wir klären dich über rechtliche Bedingungen auf und nehmen das Thema genauer unter die Lupe:

In einem Homeoffice-Job wird der stationäre Arbeitsplatz vom Büro in die eigenen vier Wände des Mitarbeiters ausgelagert. Oft gibt es dabei verschiedene Vorgaben seitens des Arbeitgebers. Zum Beispiel kann es da über die Internet-Bandbreite gehen, oder, dass das Arbeitszimmer abschließbar sein muss. Vielleicht gibt es einzelne Termine, die man vor Ort beim Arbeitgeber wahrnimmt. Die überwiegende Mehrheit der Arbeitszeit verbringt man jedoch am ausgelagerten stationären Arbeitsplatz. Gemäß der offiziellen Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV, was für ein Wort) heißt Homeoffice übrigens Telearbeit.

Vorteile:


Tägliche Zeitersparnis im Homeoffice: 

Die halbe Stunde, die andere Menschen im Stau stehen oder vielleicht mit dem Bus zur Arbeit fahren kann man mit einem Homeoffice-Job damit verbringen, im Supermarkt um die Ecke noch kurz die fehlende Zutat für’s Mittagessen zu besorgen, nochmal staubsaugen, oder fortan morgens einfach immer eine halbe Stunde länger schlafen. 

Homeoffice ist bequem: 

Homeoffice ist denkbar bequem. Während der Rest der Nation nämlich im Büro sitzt, kann man im Homeoffice nebenher in den kurzen Leerlauf-Phasen einen Teil des Haushalts schmeißen. Mann kann mal eben Wäsche einschalten, das Essen vorbereiten, Pakete annehmen, oder die Blumen gießen. Im Büro quatscht man in der Zeit vielleicht mit den Kollegen oder hängt am Handy. Ein weiterer Punkt ist definitiv die Kleiderordnung im HomeOffice – es gibt sie quasi nicht. Es ist nicht mehr nötig, im Hochsommer einen Anzug zu tragen. Man darf sich wohl fühlen. Wer schon mal einen unbequemen Arbeits-Dresscode erlebt hat, weiß dies zu schätzen.

Hohe Familienfreundlichkeit:

Ein Homeoffice-Job ist eine tolle Sache, wenn man eine Familie hat. Wenn die Kinder zum Beispiel noch klein sind, oder eben früher vom Kindergarten oder von der Schule kommen, ist man da. Das ist insbesondere dann sehr wertvoll, wenn man Alleinerziehend ist oder in der Partnerschaft nicht beide flexibel arbeiten können. Dann kann ein Homeoffice-Job den Unterschied zwischen einem, oder zwei Einkommen bedeuten.

Apropos Partnerschaft: wird vieles einfacher, wenn ein Partner einen Homeoffice-Job hat – beispielsweise wenn ein Jobwechsel in eine andere Stadt ansteht. Ein Homeoffice lässt sich ziemlich einfach umziehen. Eine Wochenend- oder gar Fernbeziehung muss man also nicht unbedingt führen. Insgesamt kann man auf diese Art und Weise mehr Bedürfnisse miteinander vereinbaren. 

Kontrolle über die Störfaktoren:

Einerseits gibt es die Ansicht, Zuhause gäbe es zahllose Verlockungen, denen man unterliegen wird. Andererseits ist der riesige Vorteil eines Büros in den eigenen vier Wänden, dass man die Störfaktoren eben weitestgehend kontrollieren kann. Ist man ein ruhiges Einzelbüro gewohnt, mag der Unterschied vielleicht marginal sein. Wer jedoch schon einmal Arbeitserfahrung in einem Großraumbüro gesammelt hat, sieht das anders. Viele Menschen in einem Raum bedeutet immer eine dauerhafte Geräuschkulisse. Für manche Aufgaben braucht man Konzentration und Ruhe. Und das klappt Zuhause besser, als wenn man einen konstanten Geräuschpegel hat, den man nicht beeinflussen kann.

Arbeitgeberseitig – Kosten sinken durch Homeoffice-Mitarbeiter:

In der Theorie zumindest spart der Arbeitgeber Geld, wenn die Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten. Es muss ihnen kein Platz im Büro zur Verfügung gestellt werden, auch Boni für Straßenbahntickets oder Pendlerpauschalen können entfallen. Die Stromrechnung sinkt und man muss auch nicht ganz so oft Verbrauchswaren wie Kaffee, Seife, Toilettenpapier, etc. nachkaufen.
Vielleicht benötigt man gar kein festes Büro mehr. Auch diese Ausgabe kann man eventuell streichen.

Nachteile im Homeoffice:

Arbeitnehmerseitig – Nebenkosten werden steigen: 

Fakt ist, wer im Homeoffice arbeitet, muss sich auf höhere Nebenkosten einstellen. Der Strom, den ihr während der Arbeitszeit verbraucht, wird nun bei euch privat abgerechnet. Eure Heizperioden im Winter werden merklich länger, denn wahrscheinlich wollt ihr zwischen 9 und 15 Uhr nicht frieren. Bei einer Vollzeitbeschäftigung schlägt sich das durchaus in den Zahlen nieder. Natürlich ist es trotzdem eine individuelle Sache, wie viel Strom man verbraucht, wie viel man heizt, etc. 
Es kann auch sein, dass ihr diesen Preis (wortwörtlich) gerne zahlt. Aber mit einer Homeoffice-Situation wird die eigene Tasche mehr belastet als im Büro.

Homeoffice – Das stille Kämmerlein?

Natürlich hat man auch im Homeoffice-Job Kollegen. Ob man die regelmäßig genug sieht, ist eine andere Frage. Auch ob man ausreichend Kontakt mit ihnen hat, um da eine tiefere Beziehung aufzubauen. Ist man sowieso im eigenen Freundeskreis unterwegs, ist das natürlich weniger ein Thema. Wer einfach gerne Menschen um sich hat und prinzipiell zwischenmenschliche Kontakte genießt, wird sich im Homeoffice vielleicht aber nicht ganz so wohl fühlen. 

Kollaboration im Homeoffice funktioniert anders

Man kann auch im HomeOffice zusammenarbeiten, allerdings sind manche Aspekte der Zusammenarbeit ander, bzw. es ist ein Umdenken erforderlich. Auch hier ist die grundlegende Frage, wie man selbst tickt und wie viel gemeinsamen Raum man sich wünscht. Eine Gruppendynamik kommt definitiv einfacher auf, wenn man gemeinsam an einem Tisch sitzt. Zusammen über Problemen zu brüten und Pizza bestellen, während alle gemeinsam um die pünktliche Einhaltung einer Deadline kämpfen verbindet ja auch.

Büro- und Homeoffice-Mitarbeiter als Zwei-Klassen-Gesellschaft:

Das ist ein schwieriges Thema, und genau deshalb nehmen wir es mit auf. Wir haben es selbst erlebt, dass es zur Bildung von unterschiedlichen Lagern kommen kann, wenn manche Mitarbeiter im Büro und manche Mitarbeiter eben im Homeoffice sind.

Will man Karriere machen, ist Homeoffice nicht immer der richtige Weg. In der Praxis ist es manchmal so, dass es Mitarbeiter gibt. Die eine Gruppe, die man konstant „auf dem Schirm“ hat – weil sie eben vor Ort sind. Die zweite Gruppe von Mitarbeitern bleibt zuhause und wird weniger sichtbar. Diese Mitarbeiter werden sich ganz zurecht außen vor fühlen – weil sie es irgendwie auch sind. 

Da muss also ein gezielter Prozess her – wir haben das damals „Remote First“ genannt und sind mittlerweile der festen Überzeugung, dass es ohne diesen Ansatz langfristig auch gar nicht geht. Wenn euch eure Karriere-Entwicklung also wichtig ist und ihr noch aufsteigen wollt, solltet ihr zuerst genau beobachten, ob Homeoffice vielleicht den Beigeschmack von „Abstellgleis“ hat. Das gibt es nämlich leider auch. 

Arbeitsunfälle und Versicherungsschutz:

Auch die harten Fakten sollte man nicht vom Tisch fallen lassen. Unsere Recherche bzgl. Versicherungsschutz bei Arbeitsunfällen hat folgendes Ergebnis erbracht:

Zuhause greift die gesetzliche Unfallversicherung, und ein Wege-Unfall kann erst dann vorliegen, wenn ihr die Wohnungstür verlassen habt. Wenn ihr also im Büro während der Arbeitszeit die Treppe herunterfallt und euch ein Bein brecht, greift die betriebliche Unfallversicherung. Passiert euch das Zuhause, greift sie nicht. Es gibt dazu ein Urteil vom Bundesgerichtshof aus dem Jahr 2010 (könnt ihr hier nachlesen). Außerdem gibt es auf der Seite der Versicherungsgesellschaft ARAG eine schöne Zusammenstellung verschiedener Fakten zum Thema HomeOffice.

Disziplin:

HomeOffice funktioniert nur, wenn man sich eigenständig motivieren kann und in der Lage ist, diszipliniert zu arbeiten und Ergebnisse zu produzieren.
Versinkt man stundenlang im Onlineshopping oder in den sozialen Medien, statt sich der Arbeit zu widmen, wird es schwierig. Dann ist man in einem Büro möglicherweise doch besser aufgehoben. Ein fester Arbeitsort ist sicherlich “reizärmer” und beinhaltet nicht ganz so viele private Verlockungen. Die Befürchtung vieler Arbeitgeber, dass die Produktivität im HomeOffice leiden wird, wollen wir allerdings pauschal nicht stehenlassen.

Produktivität leidet genauso auch im Büro, wenn die Mitarbeiter das private Handy auspacken oder ständig rauchen gehen, sobald sie mal Leerlauf haben. Die Befürchtung, dass Mitarbeiter mit weniger Kontrolle unproduktiver werden, widerspricht unseren Erfahrungen.

Unserer Erleben nach sind Produktivität und Effizienz eine Frage des Typs. Im richtigen Setting ist jeder Mitarbeiter produktiv. Es passt eben nicht alles zu jedem. Nicht Homeoffice. Aber auch nicht der Bürojob.



Einen finalen Punkt gibt es, den wir nicht eindeutig einsortieren können, denn dabei handelt es sich um das klassische zweischneidige Schwert. Ob ihr diesen Punkt als Vorteil oder Nachteil klassifiziert überlassen wir also jedem selbst.

Feierabend bzw. die Trennung von Arbeit und Privatleben:

Je nachdem, ob man Arbeit und Privatleben gerne strikt trennen will, oder eben nicht, ist Homeoffice entweder eine sehr gute, oder eine sehr schlechte Idee. Im Homeoffice ist der Gang zum Laptop immer sehr kurz und E-Mails kann man auch sonntags lesen und beantworten. Für Menschen, die ihre Arbeit lieben und die ihren Job hoch priorisieren, mag das kein Problem darstellen. Vielleicht spielt es ihnen sogar in die Karten.

Man kann im Homeoffice einfach alles miteinander integrieren und „ein“ Leben schaffen, das viele Aspekte vereint. Man wird dann keine haarscharfe Trennung zwischen den beiden Bereichen Arbeit und Privatleben mehr spüren, zumindest nicht in dem Maß wie es vielleicht bisher war. 

Aber: Letztendlich gibt es auch diejenigen Menschen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen (Perfektionismus, Ängstlichkeit, bis hin zu „Ich bin ein Workaholic.“) viel Disziplin benötigen, um eben nicht ständig und immer zu arbeiten.

Andererseits kann es für alle, die ihren Job als Mittel zum Zweck sehen, extrem lästig sein. Die Arbeit schwirrt ihnen potenziell immerzu vor der Nase herum. Auch wenn man die Prioritäten im Leben nicht primär auf Arbeit gesetzt hat, trifft das zu. Die Arbeit ruht nie, auch wenn man selbst ruht. Wer da ein schlechtes Gewissen kriegt oder ohne physische Distanz zur Arbeit den Kopf nicht abschalten kann, sollte das Arbeitsmodell Homeoffice überdenken. 

Es spricht nichts dagegen, die Lebensbereiche zu trennen, dann sollte man das allerdings auch so durchziehen. Zuende gedacht hieße das auch: private Nachrichten, Anrufe und Surfen nur noch während der Pausen und jenseits der Arbeitszeit. Pausen exklusive der Arbeitszeit. Auch das ist eine Vermischung, wenn auch eine weitgehend tolerierte.